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Kleine Geschichte der Stadtbefestigungen Würzburg war bis tief in das 19. Jahrhundert hinein Festungsstadt. Dieser Umstand prägte das Leben der Menschen in der Stadt ebenso wie ihre Entwicklung. Bestand im Mittelalter durch die Befestigung des gesamten Stadtgebietes ein außerordentlicher Standortvorteil, da Schutz und Sicherheit in wechselvollen Jahrhunderten von Bedeutung waren, so wurde die Stadt gerade dadurch an der Schwelle zur Neuzeit eine Zielscheibe bzw. Auseinandersetzungsort von Konflikten wie z.B. so geschehen im Deutschen Bauernkrieg oder während des 30jährigen Krieges. Zuletzt war die massive Befestigung der Stadt aber ein Hemmschuh für die Entwicklung in den aufregenden Zeiten der sogenannten Gründerjahre während der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, als sich der technologische Wandel rasant fortentwickelte und auch gesellschaftlich so vieles umwälzend in Bewegung kam. Mit Aufhebung dieser damals so ungeliebten Festungseigenschaft 1867 wurde gewissermassen nicht lange gefackelt und umgehend mit dem Abbruch der durch die Zeiten so gewaltig angewachsenen Anlage begonnen, damit sich die Stadt in Richtung neuer Viertel hin ausdehnen konnte, wie sie z.B. mit der Sanderau, dem Frauenland oder auch der äußeren Pleich anschliessend innerhalb nur weniger Jahrzehnte entstanden. Die Geschichte der Stadt jedoch - und das wissen die Würzburger genau - wäre ohne die Festungsanlagen und den Geschichten ihrer Entwicklung nicht die grosse Stadt-, Kultur- und Kunstgeschichte geworden, auf die Würzburg heute über ca. 1.500 Jahre hinweg zurück blickt. Erste Wälle und Gräben, erste Stadtmauer Richtiggehend nachweisen lässt es sich nicht, aber es spricht doch vieles dafür, dass in Würzburg erste Wälle und entsprechende Anlagen zum Schutz des Stadtgebietes ca. um 900 n. Chr. herum angelegt wurden, als zur Zeit der letzten Karolinger und frühen Sachsenkönige (Heinrich I. - Vater Otto d. Großen) die Ungarn immer wieder plündernd in die fränkischen Siedlungsgebiete einfielen. So unter anderem auch in der Region des Maindreiecks. Entsprechende Maßnahmen sind für andere Orte belegt, so dass die adäquate Vermutung für einen Bistumssitz und aufstrebendes regionales Zentrum, wie Würzburg es war, nahe liegt. Man muss sich diese Erdwälle zusammen mit hölzernen Stangenpallisaden, Toren und auch Grabenbrücken als durchaus massive Anlage vorstellen. Das Fehlen von Grabungsspuren ist in Würzburg der weiteren Stadtentwicklung geschuldet, denn die massiven Bautätigkeiten in den Folgejahrhunderten machen hier einen forensischen Nachweis gewissermassen unmöglich machen bzw. in den Bereichen der ersten Wallanlagen ist eben nichts mehr da. - Das bedeutet natürlich keineswegs, dass eine solche Anlage nicht etwa existiert hätte. Im 11. Jahrhundert wächst und gedeiht die Stadt. Innerhalb weniger Jahrzehnte entsteht nicht nur der mächtige neue Kiliansdom, sondern auch die Stephanskirche mit der Benediktinerabtei, das in St. Burkard umbenannte Andreaskloster mit der Basilika St. Burkard und die Neumünsterbasilika am Standort des vormaligen Salvatordoms. Die Würzburger Domschule wird weit über die Grenzen der Stadt hinaus gerühmt und unterhält Gelehrtenkorrespondenz in ganz Europa, das Bistum besitzt ab 1033 bereits Münz-, Markt und Zollrechte sowie auch weltliche Gerichtsbarkeiten und übernimmt damit mehr und mehr die Führung und Entwicklungssteuerung der Stadt. Die Bischöfe dieser Epoche stehen den salischen Kaisern nicht nur sehr nahe, sondern sind z.T. auf das engste mit Ihnen verwandt (z.B. Bischof Bruno). Und die Salier selbst fördern Würzburg. Es lag nahe, nun auch die Stadt mit einer besser schützenden Steinmauer zu umgeben. Dies geschah sehr wahrscheinlich schon ca. ab der Jahrtausendwende. Für das Jahr 1057 ist die fertig gestellte alte Stadtmauer z.B. auch urkundlich nachgewiesen. Würzburg war damit eine der ersten komplett bewehrten Städte rechts des Rheins. Interessant an dieser ersten Stadtmauer war vor allen Dingen, dass Sie die rechtsmainische Stadt nicht als Ring, sondern als 5-Eck umschloss mit einer Ufermauer an der Mainlinie als langer Seite. Das erinnerte schon die Menschen im Mittelalter an die bischöfliche Mitra, wenn sie z.B. vom Marienberg auf die Stadt herabblickten. Deshalb nannte man diese Stadtmauer auch "Bischofsmütze" bzw. 'Bischofshut'. Heute wird mit dem immer noch verwendeten Begriff das damals umschlossene Gebiet der Kernstadt bezeichnet. - Typisch für die Würzburger möchte man sagen. Ob hinter gerade dieser Form des Mauerrings und damit der Grenzziehung der Stadt tatsächlich eine symbolische Absicht stand, lässt sich nicht wirklich behaupten. Möglich wäre es immerhin, denn bestimmte Notwendigkeiten für gerade diese Mauerziehungen bestanden nicht. Das Stadtgebiet hatte sich zu jener Zeit noch längstens nicht so weit ausgedehnt und wies zu dieser Stadtmauer hin noch etliche Freiflächen auf. Erweiterter Bischofshut Bereits um das Jahr 1200 herum wurde die Stadtmauer im Süden deutlich um die sogenannte "Sandervorstadt" und insbesondere das grosse Benediktinerkloster St. Stephan herum erweitert. Zumindest heute wird das im Würzburger Sprachgebrauch der "erweiterte Bischofshut" genannt. Diese Mauer führte nun ca. 150 Meter weiter im Süden bis zum Main. Mehrere grosse Türme wachten im Zuge dieser erweiterten südlichen Anlage über die Stadt, von denen heute sich die drei großen Türme zwischen den verlorenen Stadttoren erhalten haben: 1) Sehr bekannt und leicht zu finden ist der "Hexenturm" zwischen der 'Neuen Universität' und dem Landgerichtsgebäude. Der hiess zunächst 'Hensleinsturm' (ich weiß leider nicht warum), wurde dann aber während der grossen Hexenjagd Anfang des 17. Jahrhunderts unter seinem jetzigen Namen bekannt, weil die so Verfolgten seinerzeit hier auf ihr schauriges Schicksal zu warten hatten. - Heute ist er eingebettet in ein Gebäude, welches Prüfungsamt und Finanzwesen der Universität beherbergt. Ganz oben im Turmzimmer aber hatte zumindest in den 1990er Jahren der Leiter der internationalen Studienberatung ein Büro, das seinesgleichen woanders erst einmal hätte finden müssen. Fantastisch! - Ich hatte dort öfter zu tun, da ich an der Uni einmal Sprecherrat der Studierenden (Bayerisches Äquivalent zum AStA-Vorsitz) gewesen bin. 2) Nach Westen in Richtung des Mains existiert noch der etwas niedrigere "Schieferturm", welcher allerdings ein den Blicken entzogenes und hinter modernen Gebäuden verstecktes, derzeitiges Dasein fristet. Er befindet sich in Privatbesitz und ist leider in keiner Weise öffentlich zugänglich. 3) Und dann ist da noch der "Hirtenturm" genau dort wo die Stadtmauer auf den Main traf. Seinen Namen trägt er - wie könnte es anders auch sein - aufgrund des Umstands, dass hier Viehhirten wohnten, welche von dem Turm aus ihre Schützlinge auf den Weiden vor der südlichen Stadt (Sanderau) im Auge behielten. Das im Vergleich zu den anderen Türmen ungewöhnlich eckige und wuchtige Aussehen kommt daher, dass dieser Turm seine jetzige Gestalt Umbaumaßnahmen des 16. Jahrhunderts (1528) verdankt. - Der Hirtenturm dient heute dem Würzburger Karnevalsverein 'Elferrat' als Vereinsdomizil, denn ohne die 5. Jahreszeit ist diese Stadt von alters her gar nicht denkbar, nicht wahr ... Zwei große Stadttore gewährleisteten den Zugang zum 'erweiterten Bischofshut'. Das sogenannte "Stephanstor" im Osten des Benediktinerklosters dort, wo heute die Strassenkreuzung mit dem Ende der Neubaustrasse (Alte Universität) ist; und das "Sandertor" nach Süden hinaus. Beide Tore waren mit mehrstöckigen Torhäusern für die Wache und den Zoll überbaut. - Sie stellten zu ihrer Zeit beindruckende Anlagen beim Betreten der Stadt dar. Zwischen den grossen Türmen und den Stadttoren war die Mauer - ganz mittelalterlich - jeweils mit einer Vielzahl von geschützten 'Turmposten' ausgestattet, wie es die verschiedenen Stiche und Darstellungen des alten Würzburg mehr oder weniger einvernehmlich zeigen. Diese neue Mauer - entlang der Neubaustrasse wurde die erste Mauer schon im Mittelalter als 'alte Mauer' bezeichnet - besass nun vorgelagert zudem einen wasserführenden Graben, der natürlich nur deshalb Sinn machte, weil er nach und nach auch um das gesamte Stadtgebiet führte. Schon das hochmittelalterliche Würzburg war in seinem Stadtgefüge so etwas wie eine Burg. Ein roter Faden, der sich bis weit in die Zeit der Industrialisierung des 19. Jhdts. hinein durch die Stadtgeschichte ziehen wird. Auch linksmainisch wurde befestigt Die linksmainische Stadtseite ist im Hohen Mittelalter ebenfalls befestigt worden. Die ersten Anlagen entstanden sogar deutlich früher als auf der rechtsmainischen Stadtseite. Die kleine Talsiedlung am Fuß der Merowingerburg auf dem Marienberg ist wahrscheinlich bereits im 7. Jahrhundert in dem Bereich irgendwo in der Mitte zwischen Alter Mainbrücke und Löwenbrücke mit Palisaden befestigt gewesen. Der mittelalterliche Mauerring um das Mainviertel begann im Norden wohl gegenüber demjenigen auf der Stadtseite, reichte dann aber nach Westen nicht sehr weit in das Land hinein, da sich die Besiedlung hier vor allem in Ufernähe hielt. Die Zugänge waren das Zeller Tor im Westen (noch nicht so weit vorgeschoben, wie das heutige barocke Zeller Tor, das Burkarder Tor im Süden am Ufer und natürlich die Alte Mainbrücke mit dem Brückentor. Einbeziehung von Vorstädten im 14. und 15. Jahrhundert Obwohl die Raumsituation der Stadtmauer ursprünglich grosszügig bemessen schien, hatten sich ausserhalb der Stadtmauern mit der Zeit dennoch Vorstädte gebildet, da Würzburg im Mittelalter ein zwar nicht rasant, aber stetig wachsender Ort gewesen ist. Im Norden der Stadt waren die Pleich und die Hauger-Vorstadt zu eigenen Gebilden herangewachsen, die Gegend hinter dem Rennweger Tor noch dünn besiedelt, aber im Entstehen begriffen, auch das junge Bürgerspital befand sich ausserhalb der Stadt ebenso wie das Benediktinerinnenkloster St. Afra. Ab den 1330er Jahren wurde hier in mehreren Schritten der Stadtring erweitert und schliesslich zuletzt gewissermassen noch ein städtischer Haken geschlagen, um auch das Frauenkloster St. Afra schützen zu können. Das geschah Anfang des 16. Jahrhunderts. Zuvor hatte man bereits 1475 mit dem Bau eines mächtigen Turms ("Dicker Turm") versucht dort für Sicherheit zu sorgen, was in jener unruhigen Epoche jedoch nicht ausreichend war. Der "Dicke Turm" (ca. 10 Meter im Durchmesser und 30 Meter hoch) bei St. Afra ist im Zuge der späteren Barocken Festungsanlage leider wieder abgebrochen worden. Aus dieser erweiterten Stadtbefestigung zwischen 1330 - 1506 hat sich jedoch der "Schneidturm" am Mainufer erhalten, welcher ähnlich dem Hexenturm auch so seine Geschichte hat. Dieser trutzige und ob seiner schmucklosen eckigen Funktionalität recht humorlos wirkende Turm (7x7 Meter Seitenlänge, 30 Meter Höhe) war zumindest für 'richtig böse Buben' auch kein Spass gewesen. Die hat man nämlich hier eingekerkert und Verurteilte sogar hingerichtet, in dem sie auf eine sehr scharf bewehrte sogenannte 'Eiserne Jungfrau' hinabgestürzt und einfach dort hängen gelassen wurden. Von daher auch der mittelalterliche Beiname "Faulturm". Heute widmet sich der Turm im Rahmen der städtischen Tourismusverwaltung jedoch sehr viel erbaulicheren Aufgaben. 'Zwinger' und 'Mittelmauer' Als ab dem 15. Jahrhundert Schießpulver, Büchsen und Kanonen Einzug in die Militärtechnik hielten, zeigte sich, dass die 'klassische, einfache Stadtmauer' nicht mehr ausreichend war, um sich einem Ansturm erfolgreich zu widersetzen. Für Würzburg spielten hier sicherlich auch die Bedrohungen während der Hussitenkriege eine Rolle. Diese Auseinandersetzungen hatten durch die Schusswaffen eine neue Qualität bekommen. So entstand also um erweiterten Bischofshut herum eine Ergänzung der Anlage, in dem man eine massiv gebaute 'halbhohe Zwingermauer' der eigentlichen Stadtmauer um einige Meter ganz am Rand des Stadtgrabens voranstellte. In diese Mauer waren in kurzen Abständen von ca. 20 Metern halbrunde Schanzen eingelassen, von denen aus der Graben und das Gelände davor in einem Winkel von annähernd 180 Grad bestrichen werden konnte. Die unterschiedliche Höhe der beiden Verteidigungsanlagen erlaubte zudem eine doppelte Feuerlinie für kurze Schussintervalle. - Ein Rest dieser Zwingermauer mit 3 Schanzen ist heute noch hinter der 'Neuen Universität' am Sanderring bzw. dort entlang der Strasse zu sehen, welche ebenfalls ‘Zwinger’ heißt. Im Osten und Norden der Ausbaugebiete des 14. & 15. Jahrhunderts war die Situation allerdings noch etwas komplizierter. Die Quartiere waren zu Teilen noch gar nicht bebaut und die Erweiterungsmauern selbst in langen Stücken sehr viel weniger stark mit Schanztürmen bewehrt. Wer dort durchbrach, der konnte sich möglicherweise sogar geschützt direkt vor der Kernstadt festsetzen. Dafür aber war hier der innere Mauerring zur Kernstadt hin noch voll in Takt. Um ein Eindringen bzw. Festsetzen zu erschweren, entschied man sich von daher für das zusätzliche Ziehen einer sogenannten 'Mittelmauer' in den ansonsten strategisch schwer zu verteidigenden Abschnitten. Dies war keine durchgehende Ringmauer, sondern eine gewissermassen innere Verteidigung von vermutlich 3 oder 4 getrennten Abschnitten. Würde jemand an der äußeren Mauer durchbrechen, so bekäme er im weiteren Vordringen noch einmal ernste Schwierigkeiten, bevor er überhaupt zu den Mauern der Kernstadt gelangte. So wenigstens der Plan. - Im historischen Ereignisablauf muss man festhalten, dass die Schweden 1631 gerade hier im Nordosten von der Hauger Vorstadt aus ohne grössere Schwierigkeiten die Stadt nehmen konnten. Barocke Befestigung der Neuzeit Die Ideen zur Sicherung der Stadt mit Zwinger und Mittelmauer, mit äußerem und innerem Stadtring, mit Stadtgraben, Türmen und Schanzanlagen etc. waren gar nicht so schlecht gewesen; sie wurden nur vom Fortschritt allzu schnell wieder eingeholt. Als die Schweden im 30jährigen Krieg mit ihren mobilen, weit tragenden und durchschlagskräftigen Geschützen die Stadt einnahmen, hatte diese keine wirkliche Chance gehabt, sich erfolgreich zu verteidigen. Die letztlich doch mittelalterlichen Mauern waren viel zu schwach, um sich gegen 'moderne Geschütze' zu halten. Aus dieser Erfahrung des 30jährigen Krieges heraus, den er als Verhandlungsführer selbst mithalf zu beenden, liess Fürstbischof Johann Philipp v. Schönborn die Stadtmauern nicht etwa weiter verstärken, sondern begann ab 1654 damit Würzburg komplett neu zu befestigen. Ebenso die Festung Marienberg. Der Vergleich zu allem, was bis dahin geschehen war, verbietet sich geradezu, denn die neue Befestigung war in Planung und Ausführung riesig und massig dimensioniert bzw. wartete auch mit einer Vielzahl an neuen Finessen der Militärtechnik auf, so dass sich selbst heute 'konventionell' ausgerüstete Angreifer daran den ein oder anderen Zahn ausbeißen würden. - Nicht dass Kämpfe oder Militärtechnik etwas Wünschenswertes wären, ich möchte nur den gewaltigen Unterschied zu der Stadtbefestigung bis dahin verdeutlichen. - Der Abschluss der Arbeiten dauerte bis 1783, markierte also ziemlich genau jene Phase des Absolutismus bis kurz vor der französischen Revolution. Spitz gezackte, weit ausladende und sternförmig zueinander angeordnete Bastionen umschlossen das Stadtgebiet jetzt ringartig auf beiden Seiten des Mains weitaus großzügiger als bisherige Mauern es taten. Besonders im Osten und Norden kam noch einmal einiges an Fläche hinzu. Der vormalige Bischofshut liess sich nunmehr nur noch an dem Verlauf von Strassenzügen ablesen, denn im Rahmen der städtischen Bebauung mussten die alten Mauern und Tore natürlich weichen. - Und weichen musste gerade wegen der neuen Dimensionen auch so manche Einrichtung wie z.B. im Norden das 'alte Stift Haug' mit der es umgebenden Besiedlung und weiter östlich auch das 'Frauenkloster St. Afra' sowie natürlich der 'Dicke Turm'. Hier ein paar Fakten zu der Anlage: Rechtsmainisch auf der Stadtseite 19 große Bastionen, dazu Ufermauern und Bastionen wie z.B. die Kranenbastion; linksmainisch um das Mainviertel herum und am Leistengrund 8 bzw. 9 Bastionen je nach Zählweise und kombiniert mit den Anlagen der Festung Marienberg. - Dazwischen 'Kurtine' und 'Flanken' genannte Verbindungen. Die sehr dicken Wallmauern der Bastionen waren jeweils ca. 11 Meter hoch und undurchdringlich mit Erdreich gefüllt, darauf Flächen für Geschützstellungen, Mannschaften, Ausrüstung und funktionale Bebauung. - Mitunter so groß, dass z.B. eine der erhaltenen Bastionen heute einen Fussballplatz samt Bildungsakademie aufnimmt, eine andere eine Schule mit Pausenhof. Die Bastionen beherbergten je nach Ort und Aufgabe häufig auch Kasematten mit eigenen Geschützstellungen und/oder Stadttore etc. pp. Die Befestigung besass durch die Zacken und sternförmige Ausbildung eine Länge von über 8 Kilometern (zum Vergleich der Bischofshut: ca. 2,5 Kilometer). Vorgelagert war der Graben nun etwa 7 Meter tief und 31 Meter breit. Davor wiederum das schräg abfallende sogenannte 'Glacis', das wegen des freien Schussfeldes weder bebaut noch bepflanzt werden durfte (... obgleich man im 19. Jahrhundert dann doch Pappelreihen anlegte). Die barocken Stadttore im Video des Rundganges durch das Meeviertel Die 1. & 6. Station des Spazierganges durch das linksmainische Meeviertel führt zum Burkarder bzw. Zeller Tor. Sehen Sie hier das entsprechende Kapitel aus dem Video des Rundganges, welches Sie sich auf Mein-Wuerzburg.com in voller Länge auch auf der zuständigen Seite Rundgang durch das “Meeviertel” anschauen können. Alle Bereiche dieser Anlage trugen die Namen von Heiligen oder Bischöfen oder Orten wie z.B. St. Afra (zur Erinnerung an das Kloster). Gegen Ende des 18. Jahrhunderts war die Stadt nun so stark und konsequent befestigt wie nur wenige in Europa, aber Zeitgeist und schliesslich vor allem der Fortschritt hatten diese Bemühungen auch jetzt bereits wieder auf ähnliche Weise überholt, wie es schon der mittelalterlichen Befestigung ergangen war. Nur die Gründe waren unterschiedlich. Dieses Mal war die Zeit der Belagerungskriege mehr oder weniger vorbei und die politische Landkarte Europas hatte Würzburg zudem jede wichtige Bedeutung als Festungsstandort genommen. Während der napoleonischen Kriege konnten die Franzosen Würzburg zwar nicht im Kampf einnehmen, aber das mussten sie letztlich auch gar nicht, es fiel ihnen irgendwie am grünen Tisch in den Schoß und der 'kleine Korse' konnte es sich im "schönsten Pfaffenhaus der Welt" (er meinte damit die Residenz) bequem machen. Die Säkularisation und die Ergebnisse des Wiener Kongresses mit dem Ende des eigenständigen Herzogtums Franken brachten das schliesslich eigentliche Ende der Notwendigkeit zur Befestigung, die gleichwohl auch mit den offiziellen Regeln noch für ein halbes Jahrhundert fortbestand. Es gab im Rahmen des "deutschen Krieges 1866" (Preußen gegen den Deutschen Bund) zwar noch einmal Kampfhandlungen um die Festung Marienberg, welche dabei nicht eingenommen wurde, aber da war dieser Krieg sozusagen schon zu Ende. Die Preußen hatten im Grunde längst gewonnen und man schloss den Waffenstillstand just vor den Toren Würzburgs. Die Zeit der Festung Würzburg war vorüber. - Und den 16. März 1945 hätte schliesslich auch keine Mauer der Welt aufhalten können. Entfestigung 1856 hob der bayerische König Maximilian II. die rechtsmainische Festungseigenschaft auf, und 1867 Ludwig II. auch die linksmainische. Letzteres war im Prinzip eine unmittelbare Folge der Erkenntnisse aus diesem 'Deutschen Krieg' ein Jahr zuvor. Solche Anlagen machten in 'modernen Zeiten' keinen Sinn mehr und die Stadt als Festung war überholt. Stellt man den enormen Aufwand und Mühen der Errichtung dem Nutzen gegenüber, so war es ein schlechtes Geschäft und die 'ultimative Festung' schliesslich nur ein kurzes Kapitel der Stadtgeschichte. - Allein Johann Philipp v. Schönborn hatte im 17. Jahrhundert über 1000 Menschen am Bau beschäftigt und die damals gewaltige Summe von 1,5 Millionen Gulden investiert. Im Jahr 1868 erwarb die Stadt von Bayern den Festungsring sowie das vorgelagerte Glacis-Gelände und begann umgehend mit dem Abbruch der Mauern. Der Kauf des Glacis machte allerdings zur Auflage, dass ein Grüngürtel um die Stadt herum erhalten bleiben bzw. entstehen müsse. So kam es zur Planung des Ringparks, welcher für die Einwohner und Besucher der Stadt bis heute und jeden Tag auf Neue sozusagen ein kleines 'Naturereignis' darstellt. Auf den Flächen der ehemaligen Mauern und Bastionen sollte dagegen eine Prachtstraße als Ring um die Stadt herum nach dem Vorbild der gleichzeitigen 'Wiener-Ringstrasse' entstehen, welche allerdings nur zu einem Teil zur Ausführung kam. Man erkennt das Prinzip eigentlich nur im Wissen um die dazu gehörige Geschichte. 1878 waren die Abbrucharbeiten so weit fortgeschritten, dass der Schwede Jörn Person Lindahl damit beginnen konnte das Gelände im Stil eines englischen Landschaftsgartens zu kultivieren. Bis zum Ende des Jahrhunderts entstanden ausserdem im Norden der Röntgenring (dieser jetzige Name ist natürlich erst nach dem Wirken des Wilhelm C. Röntgen vergeben worden) mit verschiedenen Instituten der Uni, der Sanderring im Süden mit dem Landgerichtsgebäude und der neuen Universität sowie dort die Löwenbrücke als zweite Brücke über den Main. Auf der rechtsmeinischen Stadtseite sind nur die beiden in den Hofgarten der Residenz integrierten Bastionen Nr. 9 + 10 mit der verbindenden Kurtine erhalten geblieben, weil man diesen Barockgarten selbstverständlich nicht zerstören wollte. Außerdem die Kranenbastion direkt am Mainufer, auf der sich heute ein Biergarten, ein kleiner japanischer Steingarten der Partnerstadt Otsu sowie das ehemalige Haus des Frankenweins mit darin einer Pizzeria und einer Brauhausgaststätte befinden. - Ich erinnere mich, dass Ende der 1980er Jahre dort noch die Ruine des Speicherhauses und eben auch ein Biergarten auf der Bastion war, viel uriger als heute. Linksmainisch hat sich mehr erhalten, da man sich aufgrund der sowieso speziellen topografischen Situation nicht unbedingt nur von den Bastionen eingeengt fühlte. Da sind von Süden nach Norden gesehen zunächst die sehr markante Flanke am Festungsberg (’Werk Höllenschlund’) mit der mächtigen Burkarder Bastion und dem Burkarder Tor zu nennen. Davor ist auch die Brücke über den ehemaligen Graben und den dortigen Umlaufkanal erhalten. - Vielleicht der beste Ort, um sich die alte städtische Befestigung vor das geistige Auge zu führen. Dann gibt es am Mainufer die alte Mauer auf deren Scheitel heute die Autostrasse verläuft; zusammen mit zwei kleinen Halbbastionen und jener Bastion an der heutigen Friedensbrücke, auf der sich mit den 'Jahnterrassen' ebenfalls ein Biergarten befindet. Die von der alten Mainbrücke zentral durch das Mainviertel verlaufende 'Zeller Strasse' führt auf der kleinen Anhöhe am zweiten erhaltenen Stadttor, dem 'Zeller Tor' mit der gleichnamigen Bastion (rechts) vorbei. Auch links der Strasse ist am Hang eine weitere Bastion erhalten. Beide waren 1990 in das Gelände der Landesgartenschau mit einbezogen worden. Am Festungsberg weiter vorgelagert - dem normalen Blick durch den Hangbewuchs leider verstellt - befindet sich außerdem noch die "Teufelsschanze", eine von der Festungsanlage völlig unabhängige Redoute, um Feinde ins Kreuzfeuer zu nehmen bzw. von hier aus auch Ausfälle zu wagen. Schliesslich noch eine weitere, ebenfalls nicht freistehend wahrgenommene Bastion hinter dem Schottenkloster bzw. Don-Bosco-Werk, welches sie auch im Rahmen seines Areals nutzt. Von der Friedensbrücke (im Norden bei der früheren Mainfurt) aus läuft man im unteren Landesgartenschaugelände zum Teil an ihrer Wallmauer entlang. Nachbemerkung: Natürlich habe ich Verständnis für die Sichtweise der Stadt im späten 19. Jahrhundert, welche sich von den Fesseln dieser einsperrenden Festungsanlage befreien und 'endlich' entwickeln wollte, wie es vergleichbare Orte gerade in jener Phase der Gründerzeit taten. Persönlich schade finde ich den so radikalen Abbruch des Festungsringes um die Stadt herum dennoch, da es eine der beeindruckendsten Anlagen dieser Art überhaupt gewesen ist. Dazu die historische Stadt im Inneren mit all ihren Monumenten aus 1000 sehr bewegten Jahren der europäischen Geschichte. Vielleicht hätte man sich statt des sofortigen und totalen Abbruchs einfach etwas mehr Zeit nehmen sollen, um so schliesslich erkennen zu können, dass die moderne Stadtentwicklung selbstverständlich auch mit der Festung nun ungehindert möglich gewesen wäre, denn nicht die Mauern, sondern die Baubeschränkungen waren zuvor das Problem. Dies hätte dann auch zu wunderbar eigenständigen Charakteren und Abgrenzungen gerade auch der neuen Quartiere geführt. Der Ringpark wäre immer noch auf dem Glacis oder vielleicht auch im Graben entstanden, je nachdem. Die sternförmige Glacisstrasse hätte als Ring um die Stadt geführt, wie sie es heute eigentlich auch tut, und dort hätten auch die prächtigen Bauten der Gründerjahre entstehen können. - So ungefähr hätte ich mir gewünscht, dass diese Festungsgeschichte ausgegangen wäre. Wow! Was für phänomenales Stadtbild wäre das aus unserer heutigen Perspektive. HINWEIS: Wer sich im besonderen für die Befestigungsanlagen der Festung Marienberg interessiert, findet das ein oder andere Wissenswerte in dem Artikel 'Festungsrundgang'. - Zu den erhaltenen Stadttoren "Burkarder Tor" und "Zeller Tor" lesen am besten in dem Artikel 'Meeviertel' nach.

Die Mauern des Alten Würzburg

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Video Zeller Tor