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1000 Jahre alte Krypta ! Im Osten nur wenige Meter von "St. Peter und Paul" entfernt erhebt sich "St. Stephan" als heute evangelische Hauptkirche der Altstadt Würzburgs. Die Geschichte der Kirche und des einstigen Klosters gehören jedoch zu den ältesten und auch wichtigsten der Stadtgeschichte. Ähnlich dem Altersstift der "Herren vom Berg" ('Stift Haug') hat Bischof Heinrich I. (996 - 1018) kurz nach der Jahrtausendwende an diesem Standort ein Chorherrenstift für aktive Kanoniker eingerichtet und bereits ab 1014 mit dem Bau der Kirche beginnen lassen. Nach der Nutzungsaufnahme des damals ja brandneuen Kiliansdoms zog dieses Kollegialtstift jedoch unter Bischof Adalbero (1045 - 1077) um in das Areal des alten Doms und der dortigen Kirche, die im Anschluss ebenfalls umgebaut worden war. St. Stephan wurde Benediktiner Abtei bzw. sogar ein sogenanntes Doppelkloster für Männer und Frauen, bis Letztere zur Mitte des 12. Jahrhunderts mit dem Frauenkloster St. Afra ein eigenes Konvent allerdings außerhalb des damaligen Stadtgebietes östlich der Hauger Vorstadt (heute ca. etwas östlich zum Berliner Ring) bekamen. Das Benediktinerkloster St. Stephan bestand bis zur Säkularisation von 1803 fort. Unmittelbar im Anschluss wurde die Stephanskirche knapp 300 Jahre nach der Reformation die erste evangelische Pfarrkirche in Würzburg. Immerhin. Als erster Bauabschnitt wurde im Jahr 1018 die noch heute vorhandene Krypta im Westen fertiggestellt und geweiht. Das Gewölbe wird von 6 Säulen mit Würfelkapitellen getragen und schliesst nach Westen mit einer kleinen Altarapsis ab. - Allein dieser Raum lohnt schon den Besuch der Stephanskirche. Darüber entstand in den Folgejahren die romanische 3-schiffige Basilika, deren Besonderheit es gewesen ist, dass sie sowohl einen Ost- als auch Westchor besass mit dort zwei Türmen am Chorabschluss zum Langhaus hin. Das ist sowieso eher ungewöhnlich und für die salische Zeit noch einmal im Besonderen. Der Zugang geschah damals wie heute über ein Seitenportal auf der dem Areal zugewandten Nordseite. Vielleicht gab es dort später auch einen Portal-Vorbau, ähnlich dem von St. Burkard, wer weiss. Diese erste Kirche wurde 1032 geweiht. Sowohl die Stadt als auch das Bistum gewannen im 11. Jahrhundert in besonderem Maße hinzu, was sich nicht nur an der Verleihung besonderer Rechte (Markt, Gerichtsbarkeit etc. pp.) durch den Kaiser an den Bischof zeigt, sondern insbesondere eben auch in der Bautätigkeit wiederspiegelt. Mit St. Burkard, St. Stephan, dem Neumünster und natürlich dem grossen Dombau entstanden gleich 4 neue Kirchen innerhalb weniger Jahrzehnte, darunter eben eine der größten des damaligen Christentums. - Es braucht nicht so sehr viel Fantasie sich vorzustellen, dass dies nur möglich war, weil die Stadt auch als solche sich in jener Zeit rasch entwickelte und an Attraktivität enorm zunahm. Über das ursprüngliche Aussehen des romanischen Baus lässt sich nicht so sehr viel sagen, denn die gotischen Umbauten um 1450, die barocken (kompletter Neubau des Ostchores mit Verlegung des Chorgestühls dorthin, das auf Schnitzreliefen unter anderem die Kilianslegende zeigte) und kurz vor der Säkularisierung insbesondere die frühklassizistischen Gestaltungen haben aussen wie innen sehr grosse Veränderungen mit sich gebracht. Natürlich auch die vollständige Zerstörung im März 1945 und der anschliessende Wiederaufbau. Zur Zeit seiner größten Blüte und Bedeutung als Wissenschaftskloster im 17. und 18. Jahrhundert war das Benediktinerkloster das größte und wohl auch einflussreichste der Stadt. Die Gesamtanlage umfasste bis zu 26 Gebäude, wie es ein Klosterplan aus dem Jahr 1719 zeigt. Ein Großteil dieser Anlage wird ab 1830 von der Regionalregierung Unterfrankens bezogen, welche dort bekanntermassen noch heute ansässig ist. Allerdings haben die heutigen Gebäude nichts mehr mit der einstigen Klosteranlage zu tun, da diese nach dem 2. Weltkrieg aufgrund der damals aktuelleren Bedürfnisse und wohl auch wegen fehlender Ressourcen nicht wieder hergestellt wurden. Freiflächen vor dem jetzigen Regierungsgebäude und auch vor St. Stephan zeigen im Grunde noch heute durch den Krieg entstandene Lücken. Sowieso gab es in Würzburg so vieles zu retten bzw. musste überhaupt ein Neuanfang geschafft werden. Als das Langhaus von St. Stephan 1789 - wie zuvor schon der Ostchor - komplett neu und einschiffig errichtet wurde, erhielt es ein Zwickelgewölbe für die Oberlichter, das auf ein weit hervorspringendes und mehrfach gegliedertes Gesims aufsetzte. Ein klassizistisch gerahmtes und mit darum weiteren Schmuckelementen (setzten sich im Kirchenraum fort) versehenes Deckenfresko zeigte über das komplette Langhaus hinweg das Wirken des hl. Benedikts. Dazu ein Hochaltar mit Petrus und Paulus im Ostchor und im Westen eine Orgelempore anstelle des vormaligen Westchors. Persönlich finde ich es ziemlich bedauerlich, dass die romanische Basilika auf diese Weise verloren ging und hätte mir stattdessen eher einen zusätzlichen Neubau gewünscht, gerade weil es hier eine so interessante Anlage gewesen sein muss; älter noch als die Burkarderkirche (auf der anderen Mainseite unter der Festung). - Es ist wohl so, dass man im 18. Jahrhundert die Basilika mit damals bereits über 700 Jahren als uralt und selbst im Orden als nicht mehr zeitgemäß ansah, überbot sich doch jenes Jahrhundert drum herum geradezu mit der Herausstellung von Prunk und Pracht. Man ging - gemessen an der Epoche - schlichte Kompromisse ein. Darüber hinaus und vielleicht auch aus Gründen von Platz und Instandhaltung kam wohl niemand auf die Idee, dass spätere Zeiten der Verlust der Basilika dauern könnte. Nach dem zweiten Weltkrieg war von St. Stephan leider nur noch eine Trümmerwüste übrig, wie die Aufnahmen jener Zeit es zeigen. Der Wiederaufbau dauerte nach der Beseitigung des Schuttberges von 1949 - 53 und folgte der Bausituation der klassizistischen Kirche, allerdings ohne deren Gliederung und Schmuck im Inneren. Stattdessen finden wir heute einen auf das wesentliche konzentrierten, typisch protestantischen Kirchenraum vor. Die Gemeinde ist eine auch aktuell sehr aktive Kirchengemeinde, welche benachbart mit dem sogenannten Rudolf-Alexander-Schröder-Haus (Areal des ehemaligen Benediktinerklosters) ein Bildungszentrum sowie auch soziale Beratungsstellen betreibt. An die wirklich einzigartige Historie des Ortes erinnern wir uns, wenn wir im Westen der Stephanskirche in die romanische Krypta hinabsteigen, welche die Würzburger Zeiten seit nunmehr 1.000 Jahren überdauert hat. Die ‘Stephanskirche’ im Video des Altstadtrundganges Die Station 12 des Altstadtrundganges führt u.a. auch in die ‘Stephanskirche’ der ehemaligen Benediktinerabtei. Sehen Sie hier das entsprechende Kapitel aus dem Video des Rundganges, das Sie sich auf Mein-Wuerzburg.com in voller Länge auch auf der zuständigen Seite Altstadtrundgang anschauen können.

St. Stephan

Die inneren Werte von St. Stephan

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