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Das grösste Krankenhaus seiner Zeit Julius Echter von Mespelbrunn wurde 1573 in das Würzburger Bischofsamt gewählt und übte dieses über 40 Jahre bis zu seinem Tod 1617 aus. Er ist eine der schillerndsten Figuren in der Reihe der Fürstbischöfe, dessen Wirken eine eigene Epoche intensiven Handelns markiert sowohl bei der Bautätigkeit, Sozialem, Bildung, Verwaltung als auch im Rahmen der Gegenreformation und Dingen wie das Verbrennen sogenannter Hexen. Zu seiner Zeit ist die Renaissance auch in der Architektur nördlich der Alpen voll angekommen und sehr gut erkennbar in den Bauten dieser Epoche. Im Rahmen der von Echter gestifteten oder initiierten Bauten ist oft von einer sogenannten "Echtergotik" die Rede, da bewusst solcherlei alte Elemente eingeflochten sein sollen. Keine Ahnung, wer sich solche Dinge ausdenkt, aber ich zumindest kann und will das so nicht erkennen. Es gibt einfach zu allen Zeiten und Stilen immer bestimmte regionale und baumeisterliche Handschriften. Schon 1576 wird nur 3 Jahre nach seinem Amtsantritt der Grundstein gelegt und 1579 sichert Echter in der steinernen Stiftungsurkunde (zu sehen im Durchgang zur Parkanlage) dem "Juliusspital" als damals größtem Krankenhaus Europas den Unterhalt durch die Überschreibung von Weinbergen, Äckern und Wäldern zu. Die Einrichtung unterhielt von Beginn an auch ein Waisenhaus und eine Pilgerunterkunft, in unseren Tagen sind ein Seniorenstift und Pflegeheim hinzugekommen. Zwischen 1593 und 1921 übte das Juliusspital überdies auch die Funktion der Universitätsklinik aus. Als Gründungsmotiv kann man durchaus vermuten, dass die Armen mit ja doch immer Krankheits- und Pflegeproblemen in der Familie nicht zum Protestantismus überlaufen sollten. Der gewählte Bauplatz im Norden direkt bei der damaligen Stadtmauer und oberhalb der Pleich ist der unglaublichen Größe des Projekts geschuldet. Echter hatte keine Skrupel, dafür den für alle Zeit gepachteten jüdischen Friedhof einebnen zu lassen; sowieso ließ er die Angehörigen dieses Volkes per Erlass aus der Stadt weisen. Der erste Komplex aus der Zeit um 1585 umfasste bereits 4 Flügel um einen sehr geräumigen Innenhof herum, der den Patienten zur Erholung diente, sowie ein grosses Tor jeweils im Norden und Süden. Seine heutige Gestalt erhielt das Spital nach einem Brand zunächst durch die Würzburger Hofbauarchitekten Antonio Petrini und Joseph Greising zwischen 1700 - 1714 und schliesslich im Rahmen einer weiteren klassizistischen Umbauphase 1785 - 1793, welche das aktuelle strassenseitige Erscheinungsbild prägt. Besondere Beachtung verdient die Betrachtung der Architektur des zentralen "Fürstenbaus" zwischen Innenhof und Park mit integrierter Pfarrkirche und einer wunderbaren Rokoko-Apotheke sowie der "Gartenpavillon" an der Ostflanke des Parks. Mit letzterem ist durch Greising in Würzburg 1705 der erste barocke Festsaal entstanden, weil in dem großen, in die Gesamtanlage integrierten Fürstenbau ein solcher nicht vorgesehen war. Später wurde der Raum jedoch als Vorlesungssaal der Anatomie genutzt. Sehr stilvoll sozusagen. Heute finden wir nach dem Wiederaufbau 1955 wieder den ursprünglichen Zustand vor. Die großzügige Parkanlage im Norden der Anlage erreicht man, in dem man vom Innenhof der Anlage aus noch einmal unter dem Durchgang des Fürstenbaus hindurchgeht. Er ist etwas, das man inmitten des städtischen Verkehrstrubels wahrlich so nicht erwartet. Weder in der Ausführung noch in dieser Größe. Die pure Ruhe. Es handelt sich um eine ebenfalls von Josef Greising zusammen mit dem Gartenpavillon zur gleichen Zeit errichtete Barockanlage. Der zentral dominierende "Vierströmebrunnen", dessen allegorischen Figuren die Flüsse Main, Tauber, Sinn und Saale verkörpern, ist ein Werk von Jakob van der Auwera um 1708 herum. - Interessant war die ursprüngliche Versorgung des Brunnens, für die der Nordturm des Gartenpavillons als Wasserreservoir genutzt wurde. Ein weiteres interessantes Gebäude innerhalb des Komplexes ist die sogenannte "Zehntscheune" aus der Zeit um das Jahr 1680 herum. Wie der Name es schon ausdrückt, wurden hier die Abgaben der Pächter abgeliefert und gespeichert. Ein profanes Wirtschaftsgebäude, wie man es nicht mehr so sehr häufig zu sehen bekommt. - Es befindet sich auf der rückwärtigen Seite des Gartenpavillons und beherbergt heute die Gutsverwaltung sowie den Weinverkauf. In den oberen Speicherräumen sind Räumlichkeiten für besondere Veranstaltungen untergebracht. Die Stiftung - ebenso wie das Bürgerspital - bewirtschaftet umfangreiche Besitzungen mit u.a. ca. 177 ha Weinbergen (zweitgrößtes Weingut in Deutschland, dessen Produkte z.B. die aktuelle Königin von Großbritannien sehr schätzt). Schwerpunkt der Arbeit liegt nach wie auf dem Krankenhaus im historischen Komplex mit 365 Betten sowie einem Seniorenstift. Nach den Zerstörungen des 2. Weltkrieges wurde die weiträumige Anlage bis 1955 wieder aufgebaut. TIPP: Der etwas unscheinbare Eingang zur Weinstube am oberen Ende der Strassenfront an der Juliuspromenade führt nicht nur in einen Schankraum mit hier wirklich typisch fränkischer Atmosphäre, sondern auch zu ebensolchen Gaumengenüssen. Die Weinlagen des Juliusspitals gehören zu den bekanntesten und besten am Main. Das ‘Juliusspital’ im Video des Altstadtrundganges Die 5. Station des Altstadtrundganges stellt u.a. das ‘Juliusspital’ als einst grösstem Krankenhauskomplex Europas recht ausführlich vor. Sehen Sie hier das entsprechende Kapitel aus dem Video des Rundganges, das Sie sich auf Mein-Wuerzburg.com in voller Länge auch auf der zuständigen Seite Altstadtrundgang anschauen können.

Juliusspital

Die barocke Parkanlage

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Ein paar Details rund um das Juliusspital ...

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