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100 Meter hinab in die Tiefe ... Der "Tiefe Brunnen" befindet sich im Burghof der Festung Marienberg unmittelbar neben der dortigen Marienkirche. Und tief ist er in der Tat; vom Burghof bis zur Sohle sind es über 100 Meter! Als man um das Jahr 1200 herum zur Zeit des Fürstbischofs Konrad v. Querfurt damit begann, die Festung Marienberg konsequent zu einer wirklich zeitgemäß wehrhaften Burg auszubauen, ist auch damit begonnen worden, für die Anlage einen eigenen Brunnenschacht zu graben. Bis dahin fand die Wasserversorgung aus der Stadt und durch eine über den Bergrücken kommende Rinne statt, was im Fall einer kriegerischen Auseinandersetzung keinen Sinn machte. Die sehr mühseligen Arbeiten sollen bis zu 10 Jahre angedauert haben. Der Schacht misst im Burghof zunächst 2 Meter im Durchmesser und verbreitert sich zur Sohle bis auf 4 Meter, wo der Brunnen durch Grundwasserquellen gespeist wird. Die Schachtummauerung reicht bis in eine Tiefe von ca. 75 Metern, ab der schliesslich das Felsgestein ausreichende Stabilität gewährleistet. Der Brunnen besass zunächst eine grosse Winde, die man wegen grossen Tiefe über ein Tretrad antreiben musste. In der Echter-Zeit um 1600 herum wurde dann ein Pumpwerk geschaffen, das sich leider nicht erhalten hat. Fürstbischof Julius Echter war es auch, der über dem Schacht ein Brunnenhaus im Stil der damaligen Renaissance errichten liess, um das wertvolle Nass vor Verunreinigungen zu schützen und natürlich auch, um das nicht so sehr kleidsame Pumpwerk darin zu verstecken. Es handelt sich um einen recht filigran wirkenden achtseitigen Zentralbau mit an den Ecken vorgestellten Säulen, welche das Gebälk, die aufgesetzte Ornamentbalustrade sowie jeweils vorspringende und stilisierte Wasserspeier in der Gestalt der Köpfe von Fabeltieren tragen. Auf dem flachen Dachgewölbe steht eine bronzene Fortuna, welche allerdings ebenso wie das Dach selbst eine Rekonstruktion nach alten Stichen ist. Beleuchtet wird das Brunnenhaus durch querovale Fensteröffnungen. An der Ostseite findet sich ein um drei Wandfelder vorgebautes Brunnenbecken, das über den wasserspeienden Löwen des zentral angebrachten Reliefs versorgt wurde, dem die Figur des Samson das Maul aufhält. Zu beiden Seiten daneben weitere Reliefs, welche die Figuren des Hieronymus und des Daniel zeigen. Irgendwann nach dem 30jährigen wurde das Brunnenhaus während der Barockzeit komplett mit massivem Stein ummauert, um es so wohl vor der Zerstörung durch feindliche Kanonenkugeln zu schützen. Und wiederum sehr viel später hatte man irgendwann dann auch vergessen, was sich unter diesem Mauerklotz mitten im Burghof überhaupt befindet. Kaum zu glauben, aber eine wirklich wahre Geschichte. Als man während der Sanierung zwischen 1936 - 39 der seit den 1860er Jahren mehr oder weniger dem Verfall anheim gegebenen Festung Marienberg diese seltsame Ummauerung schliesslich wieder abbrach und das herrliche Brunnenhaus dabei zum Vorschein kam, waren sowohl das Erstaunen über den Bau als auch über die Erkenntnis des Vergessens groß. Das Innere des Brunnenhauses mit dem Blick in den tiefen Schacht lässt sich heute nur im Rahmen einer Führung besichtigen, ebenso wie zumeist die Marienkirche im benachbarten inneren Burghof, der Fürsten- oder Rosengarten zur Stadt hin sowie die Räumlichkeiten des ehemaligen Sitzes der Würzburger Fürstbischöfe. - Die Informationen und Zeiten je nach Jahreszeit erhält man im Museumsladen in der Vorburg.

Der Tiefe Brunnen

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